Die Religiösität Karl Mays

Vom Erklimmen der höheren Daseinsstufe

Ein Gedanke, den ich bei Karl May immer wieder antreffe, ist der der Höherentwicklung. Meistens ist es ethisch gemeint, dass der Mensch von einer niedrigeren Gesinnung zu einer höheren Aufsteigen soll. Aber auch betreffend der Erkenntnis von Wahrheiten über Die Welt, Menschen, Gott oder das Jenseits.

Allerdings scheint mir, dass in seinen Erzählungen ein solcher Aufstieg praktisch nicht vorkommt. Die Gestallten seiner Werke sind von Anfang an entweder auf der guten oder der bösen Seite.

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Menschen und Gottesbild von Karl May

Karl May über seine Bücher und seine Vorstellung von Gott:

«Wer noch nicht an Gott glaubt, der muß hier glauben lernen. Wer an der Gerechtigkeit der Vorsehung zweifelt, dem wird hier das freudigste Vertrauen kommen. Und Niemand und Nichts als nur das Böse geht zu Grunde. Es wird kein einziger Konflikt durch den Mord, den Untergang gelöst. Es wird niemals etwas hier geborgt, was erst in jenem Leben bezahlt werden soll. Die Ewigkeit ist schon hier in der Zeit. Der Richter verbirgt sich nicht geheimnisvoll hinter den Kulissen des Grabes. Er waltet schon auf Erden seines Amtes. Er tut das mit fürchterlicher Strenge, mit fast wörtlicher Wiedervergeltung, aber doch so schonend, so mild, so göttlich lieb mit dem, der ihn um Gnade bittet!» (Seite 14)

Er wusste also gut, dass er nicht die Realität beschreibt (wo es eben viel ungelöste Ungerechtigkeit gibt), sondern er beschreibt geistliche Wahrheiten (dass Gott Gerechtigkeit herstellen wird) um bei seinen Lesern das Vertrauen zu Gott zu wecken oder zu stärken:

Sein Menschenbild beschreibt er hier so:

«Es gibt nicht nur eine harte, schmutzige Materie, einen gefühllosen Egoismus, eine knochige Faust, die nach allem schlägt, was ihr nicht Geld und Gut und Vorteil bringt. Es gibt da oben eine Sonne, es gibt eine reine Luft, ein helles, schönes Licht. Es gibt höhere Gedanken und bessere Empfindungen. Hoch über jener Faust schwebt eine liebe, segensreiche Hand, die sich so herzlich offen einem Jeden entgegenstreckt, sei er, wer er sei, Christ, Jude oder Heide, schwarz oder weiß, wenn er nur das ist, was von ihm erwartet wird — — ein Mensch! Aber wie ist mir denn? Darf man denn das noch sein — — ein Mensch? Hat man denn nicht irgendeiner Konfession oder Fraktion anzugehören, um die Erlaubnis zu erhalten, sich als Mensch fühlen zu dürfen? Wird man denn nicht dadurch ein Mensch, daß man behauptet, andere Menschen seien schlechte Menschen? Du unglückseliger May! In deinem Herzen und in deinen Büchern gibt es keinen Unterschied der Person, keinen Sinn für die beglückenden Parteiinteressen, keinen Vorzug des Einen vor dem Anderen! Du liebst sie alle gleich. (…) du lehrst diese Liebe auch deinen Millionen Lesern.» (Seite 22)

Karl May anonym über sich selbst in der Streitschrift «Karl May als Erzieher», Freiburg 1902.

Karl May und Willy Einsle

Willy Einsle, Jg 1887, und Karl May hatten miteinander einen Briefwechsel. In diesem vertraut der münchner Gymnasiast ab 1902 Karl May seine Sorgen und Gedanken an. Der Briefwechsel ist eine spannende Dokumentation der Entwicklung eines heranwachsenden Jungen mit seinen Herausforderungen und die Briefe zeigen wie liebevoll und verständnisvoll Karl May auf den Jungen eingeht.

Durch die Berichte und Fragen von Willy Einsle erfährt der Leser einiges über den Umgang mit Karl Mays religiöser Haltung und Karl May gibt auch direkt Antwort auf die Fragen nach dem Mystizismus und Spiritismus, der Frage nach der Konfession und der dogmatischen Wahrheit (-> Brief vom 23.3.1905 und vom 12.8.1905).

Natürlich kommt das Thema Lebensschulung nicht zu kurz: Wie geht das denn, Edelmensch? (-> Brief von Karl May am 10.1.1906)

„Mays Persönlichkeit und seine Briefe machen, wenn er sich offen geben darf, noch grösseren Eindruck als seine Bücher, und das will doch gewiss viel sagen.“ Dittrich, in: MzKMF, Bd 16, 32.

Das Waldröschen – Drei verschiedene Textvarianten

Hier ist ein Auszug aus: Wolfgang Hermesmeier, Stefan Schmatz, Entstehung und Ausbau der Gesammelten Werke. Eine Erfolgsgeschichte seit 110 Jahren, in: Der geschliffene Diamant, Bamberg 2003, 434-436. Die Bilder sind aus dem Internet.

Waldroeschen_1„Von 1882—1884 erschien im Dresdner Münchmeyer- Verlag Mays erster großer Kolportageroman Das Waldröschen oder Die Rächerjagd rund um die Erde“, Der kriminalistische und zeitgeschichtliche Elemente enthaltende Roman quoll über vor bunten Abenteu­ern und erhob im Untertitel obendrein den Anspruch darauf, die Geheimnisse der menschlichen Gesellschaft enthüllen zu wollen. Das literarische Niveau des Wald­röschens ist dabei insgesamt äußerst dürftig. Jedes der 109 Hefte umfasste 24 Seiten, die May pro Woche abliefern musste. Aufgrund des Zeitdrucks, dem der Autor ausgesetzt war, schwankte die Qualität stark und zeilenschindende Dialoge füllten so manche Manu­skriptseite und gleichzeitig Mays schöpferische Pau­sen. Weiterlesen „Das Waldröschen – Drei verschiedene Textvarianten“

Unsittliche oder erotische Stellen bei Karl May?

Karl May hat sich immer vehement dagegen gewehrt, dass er in den Kolportageromanen unsittliche Szenen beschrieben habe und er hat behauptet, dass die Redakteure bei den Zeitschriften das so hineingeschrieben hätten. Das kann stimmen: „Die später monierten „unsittlichen“ Stellen können daher durchaus von dritter Hand hineingebracht worden sein.“ -> Karl May Wiki. Karl May bezeichnete diese Texte als Fälschungen und er erkämpfte vor Gericht, dass die Romane nicht mehr unter seinem Namen gedruckt werden durften.

Was sind denn das aber für „unsittliche“ Stellen? Ich habe hier aus dem Roman Waldröschen drei Beispiele ausgesucht. Da diese Stellen sich zum Teil über mehrere Seiten erstrecken, gebe ich hier nur kurze Auszüge und dafür den Verweis auf die Onlinetexte.

Grundsätzlich gibt es von diesem Roman drei Versionen: Die unten aufgeführten Stellen finden sich nur in der ältesten, der Münchmeyer-Version. Deshalb fehlen die zitierten Passagen in den Bearbeitungen des Karl May Verlages (in diesem Fall ist das der Band 53 der Gesammelten Werke: Benito Juarez).

Hier habe ich eine der Szenen in den verschiedenen Fassungen verglichen: Vergleich Munchmeyer, Fischer und Gesammelte Werke.

Mehr zur Textgeschichte der Karl May Texte findet sich hier: Textgeschichte.

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Sascha Schneider, Bilder zu Karl Mays gesammelten Werken

Lange hatte ich keinen rechten Zugang zu den Bildern von Sascha Schneider. loewe3Sie haben mir schlicht nicht gefallen. Zum einen war für mich da zuviel nackte Haut. Inzwischen ist mir klar, dass aus der Sicht Karl Mays diese Nacktheit das Symbol für die Menschlichkeit ist. Mensch sein. Inzwischen finde es auch niedlich von Sascha Schneider, dass er – im Gegensatz zu anderen Bildern – hier darauf verzichtet hat, die Geschlechtsteile zu malen… was aber auch wieder zu seltsamen Bildern führt. Zum anderen gefielen mir die Bilder nicht, wegen dem Gemisch aus dämonischem und himmlischen. Das erinnert – wie jemand zu recht sagte – an Tarot-Karten.

Also: Ich hatte eine begründete Abneigung gegen die Bilder. Dazu kam mein Verdacht, dass Karl May seinem Werk verzweifelt eine tiefere Deutung geben wollte – nicht nur mit diesen Bildern, aber eben auch – und ich zeifelte daran, dass das wirklich gerechtfertigt wäre. Ich hielt es für die Idee eines senilen Mannes.

Es änderte sich langsam, als ich begann mich mit Sascha Schneider zu befassen. Ich las im Buch von Otto Hatzing und dann „Winnetou, Abel und ich“ von Josef Winkler.

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Josef Winkler, Winnetou, Abel und ich

Josef Winkler hat ein Buch zu Karl May geschrieben. Der erste Teil ist autobiographisch über seine Kindheit und seine Karl May Lektüre. Im zweiten Teil hat er vier Karl May Bücher auf je wenigen Seiten zusammengefasst: Winnetou I-III und „Weihnacht!“.

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