Karl May über seine Bücher und seine Vorstellung von Gott:
«Wer noch nicht an Gott glaubt, der muß hier glauben lernen. Wer an der Gerechtigkeit der Vorsehung zweifelt, dem wird hier das freudigste Vertrauen kommen. Und Niemand und Nichts als nur das Böse geht zu Grunde. Es wird kein einziger Konflikt durch den Mord, den Untergang gelöst. Es wird niemals etwas hier geborgt, was erst in jenem Leben bezahlt werden soll. Die Ewigkeit ist schon hier in der Zeit. Der Richter verbirgt sich nicht geheimnisvoll hinter den Kulissen des Grabes. Er waltet schon auf Erden seines Amtes. Er tut das mit fürchterlicher Strenge, mit fast wörtlicher Wiedervergeltung, aber doch so schonend, so mild, so göttlich lieb mit dem, der ihn um Gnade bittet!» (Seite 14)
Er wusste also gut, dass er nicht die Realität beschreibt (wo es eben viel ungelöste Ungerechtigkeit gibt), sondern er beschreibt geistliche Wahrheiten (dass Gott Gerechtigkeit herstellen wird) um bei seinen Lesern das Vertrauen zu Gott zu wecken oder zu stärken:
Sein Menschenbild beschreibt er hier so:
«Es gibt nicht nur eine harte, schmutzige Materie, einen gefühllosen Egoismus, eine knochige Faust, die nach allem schlägt, was ihr nicht Geld und Gut und Vorteil bringt. Es gibt da oben eine Sonne, es gibt eine reine Luft, ein helles, schönes Licht. Es gibt höhere Gedanken und bessere Empfindungen. Hoch über jener Faust schwebt eine liebe, segensreiche Hand, die sich so herzlich offen einem Jeden entgegenstreckt, sei er, wer er sei, Christ, Jude oder Heide, schwarz oder weiß, wenn er nur das ist, was von ihm erwartet wird — — ein Mensch! Aber wie ist mir denn? Darf man denn das noch sein — — ein Mensch? Hat man denn nicht irgendeiner Konfession oder Fraktion anzugehören, um die Erlaubnis zu erhalten, sich als Mensch fühlen zu dürfen? Wird man denn nicht dadurch ein Mensch, daß man behauptet, andere Menschen seien schlechte Menschen? Du unglückseliger May! In deinem Herzen und in deinen Büchern gibt es keinen Unterschied der Person, keinen Sinn für die beglückenden Parteiinteressen, keinen Vorzug des Einen vor dem Anderen! Du liebst sie alle gleich. (…) du lehrst diese Liebe auch deinen Millionen Lesern.» (Seite 22)
Karl May anonym über sich selbst in der Streitschrift «Karl May als Erzieher», Freiburg 1902.